Fußballfans gegen Homophobie Hallenmasters 2018

Willkommen in Bornheim!

Im Januar 2018 war das FSV Fanprojekt gemeinsam mit der aktiven Fanszene des FSV Gastgeber und Ausrichter des 5.Hallenmasters Turnier von Fußballfans gegen Homophobie.

Das FfgH-Hallenmasters findet traditionell immer am ersten Samstag des Jahres und bietet neben dem sportlichen Event auch ein umfangreiches mehrtägigen Rahmenprogramm. Der Event bringt dabei Gruppen, Vereine und Organisationen zusammen, die sich vor Ort gegen Homophobie und Diskriminierung im Fußball engagieren.

Freitag: Bahnhofsviertel mal anders

Das Wochenende begann am frühen Freitagnachmittag mit einer alternativen Stadtführung durch das Frankfurter Bahnhofsviertel, welche von „Bahnhofsviertel solidarisch“ durchgeführt wurde. Die Stadtführung sollte zeigen, dass das „berüchtigte“ Frankfurter Bahnhofsviertel mehr als nur Rotlicht und Drogen ist. Auf dem Weg durch die bekannten Ecken wie die Taunusstraße, die Kaiser- und Moselstraße wurde über die Entstehungsgeschichte des Bahnhofsviertels und dessen historische Bedeutung aufgeklärt. Ebenso wurden aber auch verschiedene Orte, an denen Verdrängung von Armut und Drogenkonsum durch die fortschreitende Gentrifizierung der Stadt stattfindet, sichtbar gemacht.

Freitag: Willkommen beim FSV Frankfurt

Am Abend fand die Willkommensparty in der Business Lounge des FSV Stadions am Bornheimer Hang statt. Die aktive Fanszene bot den über 200 angereisten Gästen hier selbst gemachte Lasagne und übernahm den Getränkeverkauf. Als ein Programmpunkt trat der Chor von „Roten Stern Frankfurt“ auf, der Chansons und Arbeiterlieder u.a. von Berthold Brecht als Rahmenprogramm für diesen Abend des Kennenlernen darbot.

Auf dieser Party fand darüber hinaus die Auslosung der Teams für den nächsten Tag statt. Insgesamt waren 32 Mannschaften aktiver Fan- und Ultragruppen, Refugee-Mannschaften, Sportvereine sowie Hobbymannschaften am Start, die jeweils paarweise zu einem Tandem-Team zusammengelost wurden.

Samstag: Das Turnier

Der Samstag startete mit einem gemeinsamen Frühstück in der Fabriksporthalle in der Wächtersbacher Straße, die uns der Sportkreis Frankfurt zur Verfügung stellte. Hier konnten sich die Teilnehmenden bei einem reichhaltigen Frühstücksbuffet in den Kantinenräumen der Fabriksporthalle in der Wächtersbacher Straße stärken, sich die zusammengelosten Tandem-Teams besser kennenlernen und dabei erste Spieltaktiken besprechen. In der Lobby der Sporthalle war ein Infomarkt aufgebaut, auf dem sich FfgH und Organisationen, die mit Mannschaften vertreten waren, präsentieren konnten. Im Hallenfoyer wurde z. B. von der „Initiative für mehr gesellschaftliche Verantwortung im Breitensport-Fußball (IVF)“ die Ausstellung „Strafraum Sachsen 2.0“ aufgebaut. Hier konnten sich die Teilnehmenden während der Spielpausen mit praxisnahen Beispielen des Engagements gegen Diskriminierung auseinandersetzten. Nach einer kurzen Begrüßung von Fußballfans gegen Homophobie und dem Fanprojekt FSV Frankfurt startete das Turnier.

Der Turniermodus war so gewählt, dass es kein Ausscheiden nach der Gruppenphase gab. Somit konnten alle Teams den gesamten Tag über bis zum Turnierende am frühen Abend mitspielen. Auch durch die zusammengelosten Tandem-Teams wurde die Begegnung verschiedener Teilnehmender ermöglicht. Der gesamte Turnierablauf, der Aufbau von Infomarkt, Ausstellungen und Verpflegung der Teams ab dem Frühstück bis in den späten Abend war von FfgH und Fanprojekt darauf ausgelegt worden, allen Teilnehmenden das gegenseitige Kennenlernen und eine tiefere Vernetzung untereinander im gemeinsamen Engagement gegen Homophobie und Diskriminierung zu ermöglichen. So war die Atmosphäre gekennzeichnet von viel Spaß und harmonischen, fairen Fußball.

Sonntag: Brunch und FfgH Mitgliederversammlung

Das Wochenende endete am Sonntagmorgen mit einem gemeinsamen Brunch, zu dem das IBIS Hotel City West alle Spielerinnen und Spieler eingeladen hatte. Hier fand im Anschluss auch die jährliche Mitgliederversammlung von FfgH statt. In dieser angenehmen und entspannten Atmosphäre klang das Turnierwochenende dann auch abschließend bei einem schönen Beisammensein und netten Gesprächen aus.

Welcome to Bornheim!

Das FSV Fanprojekt lädt in Zusammenarbeit mit Trägern und Betreibern Frankfurter Flüchtlingseinrichtungen wie ASB, Johannitern oder der Caritas jugendliche Fußballfans zu Heimspielen des FSV ins Stadion ein.

Unterstützt wird das Projekt vom Ticketing des Vereins, welches die Tickets hierfür zur Verfügung stellt. Diese enthalten auch Tickets für den lokalen ÖPNV, so dass es den Gästen oftmals erst möglich wurde an Veranstaltungen außerhalb des direkten Umfelds Ihrer Wohneinrichtungen teilzunehmen.

Je Spiel konnten jeweils so zwischen 100 und 200 Bewohner Frankfurter Unterkunftseinrichtungen die Spiele des Vereins besuchen.

Die Spieltagsbesuche werden gemeinsam mit den Trägern der Einrichtungen vorbereitet, um den Neu-Frankfurtern auch Hintergründe zum Verein und der Tradition des FSV nahezubringen.

Ebenfalls wird durch eine engmaschige Betreuung durch Mitarbeiter der Unterkunftseinrichtungen und des FSV Fanprojekts während der Spielbesuche gewährleistet.

Kicken mit Geflüchteten

Im Dezember 2015, auf dem Höhepunkt der medialen Berichterstattung über die Migration von Kriegsflüchtlingen, startete das Kick-Projekt des FSV Frankfurt Fanprojekts.

Wir wollten mit dem Projekt zwei Ziele erreichen: Zum einen
bei „unseren“ Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter zwischen 14 und 27 Jahren ein unmittelbares Verständnis dafür schaffen, was Sie täglich in den Reportagen, Tagesschauberichten und Zeitungsmeldungen über die sogenannten „Flüchtlingskrise“ sahen, hörten und lasen.

Zum anderen wollten wir mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln als sozialpädagogisches Projekt im Bereich Fußballsport in der Situation helfen und besonders den minderjährigen und unbegleiteten Flüchtlingen ein Angebot zur Freizeitgestaltung gemeinsam mit gleichaltrigen deutschen Jugendlichen schaffen. Aus der Kombination beider Zielsetzungen entstand die Idee eines gemeinsamen Kick-Projekts. Die Arbeit mit unbegleiteten Minderjährigen sollte in einem kontrollierten Umfeld erfolgen.Wir entschieden uns ganz bewusst für eine Erstaufnahmeeinrichtung als Projektpartner, da hier der Bedarf an schneller Hilfe und Unterstützung bei der Betreuung besonders hoch war. Weiterhin war die Einrichtung, die im sogenannten „Neckermann Gebäude“zur Verfügung gestellt wurde, in der lokalen Presse im Focus und stark diskutiert. Hier werden zu Spitzenzeiten auf ehemaligen Büroflächen bis zu 2000 Neuankömmlinge untergebracht.

Die besondere Situation einer HEAE als Kooperationspartner
und der Problematik dass wir dadurch immer wieder mit neuen geflüchteten Jugendlichen zu tun haben würden, sahen wir als pädagogische Herausforderung. Dies bestätigte sich im weiteren Projektverlauf, da durch andere Initiativen, besonders auch lokale Sportvereine, für Jugendliche mit abgeschlossenem Anerkennungsverfahren zahlreiche Angebote entstanden. Für Neuankömmlinge blieben die Möglichkeiten jedoch weiterhin spärlich, obwohl gerade hier eigentlich in der Situation des Neuankommens in Deutschland ein erhöhter Bedarf besteht.

Nach kurzer Planungs- und Vorbereitungszeit, in der die finanziellen, rechtlichen und logistischen Rahmenbedingungen geklärt wurden, fand am Sonntag, den 27. Dezember 2015, mitten in der für uns Deutsche so besinnlichen Weihnachtszeit, das erste gemeinsame Kicken von Frankfurter und Neu-Frankfurter Jugendlichen statt.

Die umA’s werden, wie mit dem Projektpartner ASB vereinbart, von einem Mitarbeiter des FSV Fanprojekts an der Unterkunft abgeholt und fahren mit Ihm mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu der angemieteten Soccerhalle. Die Miete für die Halle wird vollständig aus dem regulären Budget des FSV Fanprojekts getragen.

Auch wenn es zunächst sehr Zeitaufwändig erscheint: Das Abholen der Flüchtlinge und die betreute Anfahrt ist ein wichtiger Bestandteil des Projekts, da es sich in der Regel um Neuankömmlinge handelt und noch große sprachliche und kulturelle Barrieren überwunden werden müssen. Auch bestehen in manchen Fällen noch Traumata, die ein selbstständiges Bewegen in Deutschland stark erschwert hätten.

Das (in vielen Fällen erste) Zusammentreffen mit deutschen Jugendlichen gestaltete sich nach einem festen Ablauf: Eine Vorstellungsrunde im Mittelkreis des Fußballfelds, wobei es egal ist, ob man den anderen sprachlich versteht. Das Ritual des Hände- schüttelns und die direkte Begegnung sind der „Eisbrecher“, der die sprachlichen Barrieren und evtl. vorhandene Kontaktängste der gleichaltrigen Jungs zu überwinden hilft.

Sobald der Ball dann rollt, sind die Unterschiede auch rasch vergessen:
Fußball ist Fußball!

Nach dem weihnachtlichen Projektstart fanden dann wöchentlich weitere Termine statt. Hierbei wurde im Wechsel immer dienstags abends und samstags nachmittags gemeinsam gespielt.

Gay for a Day?!

Das Projektziel ist der Abbau unbewusster Homophobie und Diskriminierung von Lesben und Schwulen, da diese Problematik noch immer im Fußball besonders präsent und in vielen Fanszenen anzutreffen ist. Es gibt zwar zahlreiche offizielle Aktionen und Kampagnen von Seiten der Verbände und Vereine, diese erreichen aber jedoch oftmals nicht den Fan direkt. Zwar gibt es beim FSV Frankfurt zum Glück kein wirkliches Problem mit offener Homophobie oder Übergriffe auf schwule und lesbische Fußballfans. Die Fanszene ist dem Thema sehr offen und tolerant gegenüber und es sind keine Angriffe auf diese Gruppe von Fußballfans erfolgt.

Dennoch gibt es aber – analog zum Leben außerhalb des Fußballstadions – im Stadion den einen oder anderen Spruch oder gelegentliche Äußerungen, die durchaus als diskriminierend gewertet werden können, ohne dass dies den Fans bewusst ist. Hier ist der Ansatzpunkt des Projekts „Gay for a Day?!“. Durch die Beteiligung an schwul-lesbischen Fußballturnieren werden die jugendlichen FSV Fans gezielt in eine umgekehrte Rolle versetzt: Sie nehmen als heterosexuelles Team an Veranstaltungen mit und für homosexuelle Sportler teil und erfahren dadurch ganz persönlich und individuell einmal die Situation als Minderheit in einem andersorientierten Umfeld zu sein. Projektverlauf Die Bereitschaft aus der Fanszene zur Projektteilnahme, so wie die Neugier auf die ungewöhnliche Situation war durchweg sehr positiv und überraschend groß. Besonders die Neugier auf das Zusammentreffen mit homosexuellen Fußballerinnen und Fußballern war überaus hoch. In vorbereitenden Gesprächen wurden auf der Teilnehmern Fragen wie „Werde ich da angebaggert?“ oder (der Klassiker!) „Wie ist das denn mit dem Duschen?“ eingegangen. Im Rahmen des bisherigen Projektverlaufs besuchte das Team des FSV Fanprojekts folgendes Turnier:

Schwul-lesbischen XMAS Turnier des FVV Frankfurt Das 25. XMAS Turnier war sowohl die die Auftaktveranstaltung für das Projekt „Gay for a Day?!“, als auch für das FSV Fanprojekt-Kicken. Mitgliedschaft bei FFGH und QFF Da es beim FSV Frankfurt keinen LGBTIQ Fanclub gibt, hat sich das FSV Fanprojekt entschlossen selbst bei „Fußballfans gegen Homophobie“ (FFGH) und „Queer Football Fans“ (QFF) Mitglied zu werden.

Besonders interessant war in der Projektvorbereitung zu beobachten, dass trotz kaum vorhandener Homophobie eine durchaus auch allgemein verbreitete Vorurteilsbehaftung deutlich wurde. Bei differenziellen Befragungen vor und nach den Events konnte jedoch beobachten werden, dass die Sensibilisierung für die spezifische Situation von schwulen und lesbischen Fußballfans und Hobbyfußballern zunahm. Sowohl von den Projektteilnehmern, als auch in deren Umfeld im Stadion, ist dies spürbar.

Hierdurch soll zum einen den schwulen und lesbischen Fans des FSV die Möglichkeit eröffnet werden sich mit diesen Organisationen zu vernetzen und auszutauschen. Zum anderen besteht so auch die Möglichkeit, dass die durchaus positiven Erfahrungen innerhalb der Fanszene des FSV über das Fanprojekt in den Austausch der Vernetzung weitergetragen werden können. Die Gebühren der Mitgliedschaft werden dabei rein aus Spenden der FSV Fans bezahlt.